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Was für eine Scheiß-Zeit!

 

Basti Pösel ist weg – für immer.

Scheißpathetische Worte.

Viele – unglaublich viele – kannten Basti. Die vielen Generationen von Mädchen und Jungen, die – ja – durch ihn groß, erwachsen geworden sind,

die vielen Menschen, die wegen seiner Umtriebigkeit zwangsläufig seinen Weg kreuzten.

Dazu zählen auch Leute, die von amtswegen mit ihm zu tun hatten und manche ihn in seiner Genialität selten verstanden aber respektierten wegen seiner Beharrlichkeit, seinem großen Herz und seiner „kulturvollen“ Anständigkeit.

Obwohl Bastis Tod mit den Gräben, die es inzwischen in unserer Stadt gibt, nichts zu tun hat, wünschte ich sehr, dass alle Seiten endlich beginnen diese zu überwinden – ich weiß, wie sehr auch Basti darunter gelitten hatte.

Basti sagte auch mal „Scheiße“. Aber wenn er es sagte, dann in einem Ton, den man nachvollziehen konnte – und dann war es auch wirklich Scheiße.

Ja Basti, so viele Menschen sagen jetzt „Scheiße“, laut, leise – und es gibt Internetplattformen, die sich ein Schweigegebot auferlegten.

Noch vor zwei Wochen habe ich mit dir in deinem Club über Projekte in den Herbstferien geredet. Corona hatte unsere Gedenkstättenfahrt nach Tschechien „zerschossen“.

In dieser Woche wollten wir unsere Ideen austauschen.

In der letzten Woche habe ich meine bescheidene Spende für dein Hausbootprojekt im Club abgegeben. Die Mädels haben gesagt, dass du nicht da bist, aber sie es fotografieren und dir schicken würden.

Ansonsten – ich wohne ja um die Ecke in Zernsdorf – habe ich deinen Club immer nur als Gast betreten. Es war DEIN Club, DEIN Campus!

Ein Hausboot. Was für eine Idee!

Ein Boot zum wegfahren. Und trotzdem ein Haus (ein zu Hause) für deine Kids – mit dir…

Liebe Eltern, keine Angst! Basti war als professioneller Sozialarbeiter euer Partner, ohne die Kids zu verraten und ohne euch zu hintergehen – er war immer auf eurer Seite und war immer mit ihnen nach Hause gekommen.

Viele – sehr viele haben dein Hausboot-Projekt unterstützt. Eltern, Firmen und Unternehmen.

Warum?

Weil DU es warst, der so ein Projekt, so eine Idee für seine Kids angefasst hat!

Ich war wohl dein an Jahren ältester Sozialarbeiterkollege. Ich könnte über viele gemeinsame Episoden berichten – doch das erinnern wir…

Wir beide kannten unsere Höhen aber auch Untiefen und Krisen, wir erlebten beide Abstürze und stützten einander, ohne dass wir es öffentlich machten.

Ich bin jetzt leer und auch blockiert.

Obwohl im Ruhestand nahe der 70 hätte ich mit dir noch manches Projekt mit deinen Kidis und meiner „bunten Mischung“ gemeinsam gemacht.

Nächste Woche will ich mit deutschen und ausländischen Kids, eben meiner „bunten Mischung“, Corona-Ferien-Ersatz-Maßnahmen starten.

Das fällt sehr schwer nach deinem „für immer“ Weggehen.

Aber das einzig richtige ist es, das in Erinnerung an dich „durchzuziehen“.

Ein Wort an Bastis Kids – Ihr seid die wichtigsten Menschen in seinem Wirken gewesen:

Denkt an Basti, trauert um ihn – er war ein großartiger Mensch!

Aber er würde wollen, dass ihr nicht nur trauert, sondern jeden Tag neu anfangt, immer etwas Neues beginnt. So hat er es auch gemacht!

Und tauft euer Hausboot – einen Namen habt ihr dafür bestimmt schon im Kopf…

Fahrt raus in die Welt, denkt an ihn, holt die jüngeren zu euch an Bord und kommt immer wieder zurück.

So hat es Basti immer getan!


Günter David"

© Günter David / 07.10.2020

Offensichtlich raucht der Schornstein in KW nicht mehr...

In was für einer Stadt lebe ich?

Texte dazu:

Gab es Basti Pösel überhaupt für die Stadt ?

die Monte und der blaue Vogel - das waren andere Zeiten...

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